Die Funktionszeit ist ein Arbeitszeitmodell, das höchste Flexibilität für die Angestellten garantiert. Allerdings gibt es einige Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit Funktionszeit in einem Unternehmen oder einzelnen Abteilungen umsetzbar wird.
Was ist Funktionszeit?
Es gibt mehrere flexible Arbeitszeitmodelle. Sie alle sind darauf ausgelegt, Angestellten die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeitszeit bis zu einem gewissen Grad selbst einzuteilen. Das bekannteste flexible Arbeitszeitmodell ist vermutlich die Gleitzeit, bei der sich die Angestellten ihre Arbeitszeit innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters einteilen können.
Die Funktionszeit ist auf gewisse Weise eine Weiterentwicklung der Gleitzeit. Im Gegensatz zur Gleitzeit gibt es bei der Funktionszeit aber keine Kernarbeitszeiten, in deren Rahmen die Mitarbeiter sich ihre Zeit einteilen müssen.
Stattdessen stimmt sich das Team untereinander ab, wer zu welcher Zeit arbeitet und welche Aufgaben übernimmt. Die Vorgesetzten nehmen dabei nur eine zurückhaltende Rolle ein und übertragen die Verantwortung an die Mitarbeiter. Nur, wenn sich die Mitarbeiter nicht einigen können oder es zu Streitfällen kommt, greifen die Vorgesetzten moderierend in die Planungen ein.
Voraussetzungen für ein funktionierendes Funktionszeitmodell
Damit die Funktionszeit in einem Unternehmen umgesetzt werden kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Deshalb bietet sich die Funktionszeit nicht in jedem Unternehmen oder jeder Abteilung an.
Die wichtigste Voraussetzung ist ein Team, das an einem Strang zieht und sich untereinander absprechen kann. Es ist wichtig, dass sich die Teammitglieder einigen können und sich bei den Arbeitszeiten nicht gegenseitig im Weg stehen. Wenn in einer Abteilung nur Mitarbeiter arbeiten, die alle zwischen 8 und 12 Uhr arbeiten wollen, wird Funktionszeit kaum funktionieren.
Je nach Abteilung kann sich die Funktionszeit schwieriger umsetzen lassen. Innerhalb der Abteilung müssen die Angestellten alle Aufgaben ausführen können, damit die Zeiten bewusst abgesprochen und getauscht werden können und niemand für bestimmte Aufgaben anwesend sein muss.
Die Funktionszeit kann beispielsweise gut in der Verwaltung, im Sozialwesen oder im Kundendienst eingesetzt werden.
Für die Funktionszeit sind außerdem Arbeitszeitkonten von großer Bedeutung, um Mehrarbeit und Minderarbeit besser ausgleichen zu können.
Vorteile und Nachteile der Funktionszeit
Wie jedes Arbeitszeitmodell hat auch die Funktionszeit Vorteile und Nachteile für sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer.
Vorteile für Arbeitgeber
- Flexible Arbeitszeitgestaltung motiviert die Angestellten und reduziert Fehltage aufgrund privater Termine.
- Die freie Gestaltung der Arbeitszeit und der Aufgaben erhöht die Produktivität und führt zu besseren Ergebnissen.
- Vorgesetzte werden durch die Funktionszeit entlastet, da sich das Team selbst um die Einteilung von Zeiten und Aufgaben kümmert.
Nachteile für Arbeitgeber
- Nicht in jeder Abteilung ist das Funktionsmodell umsetzbar und Arbeitgeber müssen sich genau bewusst sein, wo sie es einsetzen können und wo nicht.
- Kann das Funktionszeitmodell nicht in allen Abteilungen umgesetzt werden, birgt das Konfliktpotenzial zwischen den Abteilungen.
- Der Aufwand für die Arbeitszeiterfassung kann steigen, was bei manchen Beschäftigten für Unmut sorgen kann, wenn diese selbst für die Erfassung verantwortlich sind.
Vorteile für Arbeitnehmer
- Arbeitnehmer profitieren von hoher Flexibilität bei den Arbeitszeiten und auch der Arbeitsgestaltung, was die Work-Life-Balance besser ausgleicht.
- Sofern die Abstimmung im Team funktioniert, können Mitarbeiter sich nach den einzelnen Vorlieben für Arbeitszeiten und Aufgaben abstimmen.
- Beschäftigte können auf einem Arbeitszeitkonto Zeit ansparen und flexibel einlösen, um Urlaubstage zu nehmen.
Nachteile für Arbeitnehmer
- Arbeitnehmer müssen bereit dazu sein, die Planung und Absprachen eigenständig zu übernehmen und auch die Verantwortung dieser Entscheidungen zu tragen.
- Da es nicht immer möglich ist, es allen recht zu machen, kann es zu Reibungen im Team kommen, wenn sich bestimmte Beschäftigte vernachlässigt fühlen.
- Alle Mitarbeiter einer Abteilung müssen die Aufgaben aller anderen Mitarbeiter erledigen können, damit die Funktionszeit frei einsetzbar ist.
Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer müssen dazu bereit sein, diese Voraussetzungen zu erfüllen und sich den Umständen anpassen. Für Arbeitgeber kommen auch noch rechtliche Aspekte hinzu, denn sie müssen die Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) auch bei flexiblen Arbeitszeitmodellen wie der Funktionszeit einhalten. Diese Verantwortung können sie zwar auch auf die Mitarbeiter übertragen, wenn diese sich aber nicht an die Vorgaben halten, wird der Arbeitgeber dafür belangt. Vor der Einführung der Funktionszeit sollten deshalb zuerst alle klärenden Gespräche geführt werden, damit alle auf einer Seite stehen.